Dienstag, 19. Oktober 2010

Eindrücke

Einige weitere Eindrücke meinerseits zu meinem Lieblingsverein. In Bälde folgen jedoch auch einige andere Themen nach.


Angst und Bange. Genau das wurde mir bei diesem Spiel. Aus persönlicher Sicht begann das Spiel durch den anstrengenden und nervigen Auftritt einiger Halbstarker in unserem Block bereits unangenehm, auf dem Rasen setzte es sich indes noch weit unangenehmer fort.

Wenn Coach Babbel wie es hieß bereits nach 3 Minuten zu seinem Co-Trainer sagt: es wird heute schwer, so hat er völlig recht. Dieser Eindruck wurde in der Tat bereits kurz nach Beginn der Partie vermittelt.

Angst und Bange wurde mir jedoch nicht aufgrund dieser Tatsache, denn in der Tat wäre es vermessen anzunehmen, dass auch ein so stark besetzter Kader wie der unsere in der 2. Liga über 34 Spieltage jeden Gegner dominiert. Noch vor dem Spiel gegen Karlsruhe wurde, meines Erachtens aus gutem Grund, darüber spekuliert, dass die bis dato guten Resultate der Saison auf Faktoren beruhten, die nicht ohne weiteres als dauerhafte Spielstärke einzuordnen sind.

Der überfallartige Sieg gegen Karlsruhe verdrängte diese Überlegungen kurzzeitig, dass Spiel gegen Aachen lässt sie aus meiner Sicht nun erneut aufleben. Um das Stichwort zu Beginn noch einmal zu bemühen: Angst und Bange wird mir, wenn ich höre, wie Babbel das Ergebnis bzw. das zustandekommen desselben einordnet. Ohne Frage, fehlende mentale frische und Laufbereitschaft waren wichtige Faktoren für die schlechte Leistung. Sie aber als die wichtigsten zu bezeichnen und stur an der Taktik festzuhalten, welche Babbel, vor allem durch die Tore von Domovchiski im Laufe der Sieben Saisonspiele entwickelt hat, ist meiner Ansicht nach genau der falsche Weg.

Es erscheint mir geradezu naiv anzunehmen, dass die Leistung Aachens eben nicht als Blaupause für die kommenden Gegner herhalten kann. Die schlechtesten Saisonleistungen von Hertha kamen gegen Union und Aachen zustande. Unabhängig davon, ob diese Gegner systemgleich gegen uns aufliefen, in jedem Fall einte sie eines: das frühe stören, intensives Pressing und die erfolgreiche Trennung der Bindung von Herthas Defensive mit dem Sturm.

Mit nur einem 6er zeichnet sich für mich gegen die Gegner, die heftigen Widerstand leisten ein klares Bild ab: Defensive und Offensive sind einander fremd. Beleg ist die Tatsache, dass Rob Friend ohne jegliche vernünftige Zuspiele in der Spitze vor sich hin vegetiert, wie es gegen benannte Gegner der Fall war.

Was fehlt, ist insofern nicht nur die Bereitschaft zu laufen, sondern auch die Erkenntnis, dass die fast nur aus gelernten Stürmern bestehende Hertha-Offensive selbst bei gutem Bemühen in der jetzigen taktischen Ausrichtung nicht fähig sein wird, gegen entsprechend motivierte Gegner, Tuchfühlung nach hinten aufzunehmen und im Gegensatz zu sinnlosen Flanken aus dem Halbfeld und Fernschüssen der Innenverteidigung den Ball mit dem sinnvollsten Mittel in des Gegners Strafraum zu befördern das diesem Kader zur Verfügung steht: spielerisch.

Gerade aus dieser Überlegung heraus war es mir schleierhaft, warum Trainer Babbel nicht einen Ronny einwechselt wenn er sieht wie wenig Bindung zwischen den Gliedern der Mannschaft besteht, wie selten vernünftig zu Ende gespielte und gedachte Angriffszüge zustande kommen.

Kampf ist, gerade in Liga 2 ohne Frage enorm wertvoll. Anzunehmen das er den Aufstieg bringt, ist hingegen naiv. Schon alleine deshalb, weil der Kader darauf gar nicht ausgerichtet sein kann. Die überzeugenden Elemnte der bisherigen Saison kamen durch spielerisch starken Fussball zustande, der erfordert die Freiheit zwischen Defensivem und Offensivem Mittelfeld eine Bindung herzustellen, bestes Beispiel hierfür ist das Spiel von Sahin bei Borussia Dortmund, die Mannschaft, die bei aller Bewunderung für Mainz 05 momentan für mich Meisterschaftskandidat Nummer 1 ist.

Zum Ende: tun sie bitte bitte uns und sich selbst den Gefallen und überwinden sie die Nibelungentreue zu Domovchiski, Herr Babbel, dieser Fremdkörper im weder einstudierten noch erfolgreichen 4-1-4-1 macht das ganze System noch ineffektiver, als es ohnehin schon ist.

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Ein interessanter Ansatz den sie am Schluss äußern. In der Tat favorisiere ich das 4-2-3-1, auch wenn ich zugebe damit natürlich ein wenig auf dem Strom der Zeit zu schwimmen.

Jedoch haben solche Tendenzen auch Gründe. Für eine Doppel-6 sehe ich diverse Aufstellungsmöglichkeiten. Niemeyer und Lustenberger bringen meiner Ansicht nach beide die Fähigkeiten mit, offensive Akzente zu setzen, Niemeyer bewies diese ja schon im ersten Saisonspiel gegen Oberhausen, als er mit starkem Tackling für Ronny auflegte, der einen Weltklassepass auf Djuricin für das 3:2 spielte.

Um es in eine allgemeinere Perspektive zu rücken: Eine Doppel-6 bedeutet für mich das ein Part offensive Akzente setzt, der andere eine starke Mauer gegen gegnerische Angriffe bildet. Im absoluten Optimalfall sind beide Spieler in der Lage, sich je nach Situation vor oder auch zurück zu bewegen und das Defensive Zentrum damit Optimal auszufüllen. Im derzeit von Babbel bevorzugten System ist die Grundidee soweit ich das beurteilen kann, durch die pure Masse an starken Offensivspielern den Gegner überfallartig mit schnellem Spiel zu übertölpeln. Gegen Karlsruhe klappte dies auch vorzüglich. Sobald der Gegner jedoch massiert im eigenen Halbfeld auftritt, ist die ganze Idee der Schnelligkeit für die Katz.

Genau an dieser Nahtstelle sehe ich die Möglichkeit den jeweiligen Gegner spielerisch aussteigen zu lassen, indem man unter Anleitung aus dem Zentrum (offensiv akzentuierter DM, dazu Raffael als einziger ZOM) die Bälle seitlich verteilt und ein Übergewicht schafft, dass man ggf. durch Seitenverlagerung und öffnenden Pässe in den freien Raum ausspielt. Einfach gesagt: man zwingt den Gegner seine zentrierte Position zu verlassen und damit sein Bollwerk aufzugeben.

Diese Idee hatte Babbel ohne Frage ursprünglich ja auch, vor der Saison betonte er das er im 4-2-3-1 spielen will. Er wich mE von der Idee nur ab, weil er sich scheute Spieler die bereits Tore erzielten auf die Bank zu setzen.

Das ist verständlich, aber auch bedauerlich, denn es nimmt unserem Kader seine zentrale Stärke: einen breit besetzten Kader mit enormen spielerischen Potential, dass ausgenutzt werden muss. Eingespieltheit spielt hierbei ebenso eine zentrale Rolle, wie eine gewisse Rotation, die ich mir sehr wünschen würde.